Landessynode tagt in Bad Herrenalb (6.-10.4.25)
Bad Herrenalb/Karlsruhe, (07.04.2025).
Die Landessynodalen der Evangelische Landeskirche in Baden beraten bis Donnerstag, 10. April, auf ihrer Frühjahrstagung im Haus der Kirche in Bad Herrenalb über den Weg in die Zukunft.
„Die Tagung ist bestimmt von den weiteren Einsparungen und dem Gestalten kirchlichen Lebens“, betonte Synodalpräsident Axel Wermke zu Beginn der 10. Tagung des 13. Landessynode am Sonntagabend.
Rund 50 Millionen Euro muss die Evangelische Landeskirche in Baden ab dem Jahr 2032 im Jahr einsparen. Dies machte Oberkirchenrat Martin Wollinsky in der ersten Plenarsitzung am Montagmorgen deutlich, als er die Eckdaten für den kommenden Doppelhaushalt 2026/2027 vorstellte. „Ich habe das Gefühl, dass es seit einigen Jahren nur darum geht, wie viel Geld wir nicht ausgeben dürfen“, sagte der Leiter des Referats Finanzen, Bau und Umwelt.
„20 Prozent einsparen, zehn Prozent umschichten, das ist der Bezugspunkt“, rief Wollinsky den Synodalen ins Gedächtnis und fügte hinzu: „Sie haben viel gearbeitet und schon viel auf den Weg gebracht. All das führt dazu, dass die 20 Prozent planerisch berücksichtigt sind. Das 30-Prozent-Ziel ist in erreichbarer Nähe.“ Allerdings gehe es nicht darum, zu sparen um des Sparens willen. „Es geht darum, unsere Strukturen zu verkleinern und an die Möglichkeit anzupassen für die Erfüllung unseres Auftrags – und der liegt nicht im Sparen und Konsolidieren, sondern in der Verkündigung des Wortes Jesu Christi.“
Konsolidierungsmaßnahmen in Höhe von rund 23 Millionen Euro und dazu Sparvorschläge in Höhe von rund 14,5 Millionen Euro sind bereits erarbeitet, während zeitgleich der Mehrbedarf für neue Finanzsoftware, die Digitalisierung sowie die Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt eingeplant wurde. „Ziel ist es, die noch bestehende Lücke in Höhe von zwölf Millionen Euro im Jahr 2025 zu schließen“, sagte Martin Wollinksy. Mit welchen Maßnahmen dies konkret umgesetzt wird, darüber haben die Synodalen zu beraten. Dabei ist sich Wollinsky sicher: „Es wird uns definitiv verändern. Die Verantwortung im Ehrenamt wird weiterwachsen, aber wir sind immer noch sehr, sehr viele. Das Potenzial ist immens.“
Auf die bevorstehenden Veränderungen und die aktuelle Situation blickte auch Landesbischöfin Heike Springhart in ihrem Bericht - ausgehend von der Forderung, „in allen Gesichtern das Gesicht Jesu Christi zu entdecken“. „Weder die Wirksamkeit noch die Relevanz der Kirche hängt in erster Linie an den Mitgliedszahlen“, betonte Springhart. Dieses Wissen mache die konkreten Entscheidungen um Ressourcen nicht schmerzfreier oder einfacher, aber eine solche Haltung helfe, den Blick auf das zu bewahren, was Kirche ausmache – und auf das, was sich auch ganz anders gestalten könne. „Entscheidend bleibt, dass wir ‚Kirche für andere‘ sind, nicht für uns selbst.“ Dabei rief sie zu einem deutlich beweglicheren Agieren auf und zu einer ermöglichenden und lösungsorientierten Haltung.
Auch auf die politische Rolle der Kirche ging Heike Springhart in ihrem Bericht ein. „Kirche ist immer politisch. Christlicher Glaube zielt auf die polis, auf die Gestaltung der Welt und auf verantwortliche Mitgestaltung der Zivilgesellschaft.“ Dabei sei Kirche keine Partei, auch wenn sie in den öffentlichen Debatten zunehmend als Partei wahrgenommen werde, nicht als potenziell vermittelnde Instanz. „Das klare und mahnende Eintreten für bestimmte Positionen hat gute theologische Gründe in dem Gedanken vom ‚Wächteramt der Kirche‘ und vom prophetischen Amt der Kirche.“
Kirche müsse jedoch in polarisierten Zeiten immer den Menschen sehen und Verständigungsräume offenhalten. „Unter den knapp eine Million Protestant*innen in Baden gibt es eine große Bandbreite in den politischen Auffassungen. Ich bin davon überzeugt, dass wir in der jetzigen Situation – und nicht nur in dieser – eine besondere Stärke darin haben, mit solcher spannungsreichen Vielfalt umzugehen“, sagt Heike Springhart und betont: „Deswegen sollten wir verstärkt daraufsetzen, Kirche als dritten Ort, als Raum für Verständigung zu verstehen, an dem sachlich gestritten wird und in dem sich die Menschen treffen, die sich sonst kaum mehr begegnen.“
Eröffnet wurde die diesjährige Frühjahrstagung am Sonntagabend mit einem Festgottesdienst in der Klosterkirche in Bad Herrenalb, in dem Kai Tröger-Methling als neuer Leitender Direktor der Evangelischen Landeskirche in Baden offiziell eingeführt wurde. In seiner Predigt beschäftigte sich Kai Tröger-Methling mit dem Zweifel. „Genauso, wie uns der Glaube willkommen ist, sollte uns der Zweifel willkommen sein“, sagte Tröger-Methling. „Weil Zweifel davor bewahren kann, falsche Wege einzuschlagen.“ Es gehe darum, glaubend zu zweifeln oder zweifelnd zu glauben. Als neue Mitglieder der Landessynode wurde in dem Gottesdienst Christian Ritscher und Christian Naujoks verpflichtet.
Bis Mittwochnachmittag (9. April) werden die Landessynodale in vier Ausschüssen nichtöffentlich tagen, ehe die Synode am Mittwochabend (ab 20 Uhr) und Donnerstag (ab 9.15 Uhr) in zwei weiteren Sitzungen wieder öffentlich im Plenum berät. Hier wird am Donnerstagvormittag auch die Verabschiedung von den ehemaligen Oberkirchenrät*innen Uta Henke, Dr. Cornelia Weber, Urs Keller durch die Landessynode erfolgen.
Während ihrer Tagung wird sich die Synode am Dienstagabend (20 Uhr) im Rahmen eines öffentlichen theologischen Themenabends mit innovativen kirchlichen Projekten beschäftigen. Als Gastreferent wird Kirchenrat Thomas Schlegel aus der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland seine Erfahrungen über „Kirchliches Leben in Erprobungsräumen“ weitergeben.